Einige Tipps zur Erarbeitung von Referaten und dem Halten von Vorträgen



Vorab ein paar Bemerkungen:

Ein guter Referent fällt nicht vom Himmel, und die wenigsten Menschen kommen als Vortragsprofis auf die Welt. Wie so vieles ist auch das Halten von Vorträgen eine Kunst die der Übung bedarf und die nicht jedem in gleichem Maße leicht fällt. Aber mit etwas Fleiß kann jeder ein gutes Referat halten, das keinen der Beteiligten frustriert.

Der folgende Text soll eine Richtschnur sein und Hinweise geben, was bei der Vorbereitung und dem Vortrag von Referaten zu beachten ist. Ursprünglich geht diese Anleitung zurück auf einen Stichwortkatalog für Geographen*, er ist aber über die Jahre von mir ausgearbeitet und dem Fach Allgemeine Sprachwissenschaft angepasst worden, wobei ich eigene Erfahrungen und die Beobachtungen aus gehörten wie gehaltenen Vorträgen bei Lehrveranstaltungen und Konferenzen habe einfließen lassen.

N.B. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit habe ich in diesem Text auf das sogenannte große Binnen-I oder ähnliche typographische Markierungen movierter Personenbezeichnungen verzichtet — wie es auch in der gesprochenen Sprache normalerweise der Fall ist. Alle generisch verwendeten männlichen Bezeichnungen beinhalten, wie im Deutschen allgemein üblich, die weibliche Form. Ergo gilt: Dozent = Dozent/Dozentin. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Bezeichnungen im Plural.


Inhalt:

  1. Generelle Vorbereitung
  2. Unmittelbare Vorbereitung
  3. Das Thesenpapier (paper, handout)
  4. Powerpoint etc.
  5. Der Vortragstext
  6. Zur Vortragsweise
  7. Nach dem Vortrag

1.) Generelle Vorbereitung

Um ein Referat für alle Beteiligten zufriedenstellend zu halten, bedarf es mehr als nur eines coolen Auftritts und einiger beeindruckender Farbfolien. Wichtig sind eine gründliche Vorbereitung und ein klares Konzept. Dazu ist es selbstverständlich notwendig, rechtzeitig mit der Erarbeitung des Referates zu beginnen. Was rechtzeitig ist, liegt sehr stark an der Arbeitsweise des Referenten und am zu bearbeitenden Thema, jedoch sollte man genügend Zeit für die Literatursuche und -beschaffung, die Rezeption der Literatur, die Ausarbeitung des Vortrags und die technischen Vorbereitungen einplanen: Die wenigsten Bibliotheken und Copyshops haben 24 Stunden täglich geöffnet! Wichtige Literatur ist oft ausgeliehen, was Wartezeiten nach sich zieht. Unter Umständen wünscht der Dozent vorab einen Sprechstundenbesuch zur Vorbesprechung, eventuell werden dann Überarbeitungen fällig.

Wenn man ein Referat halten soll, muss man sich zunächst einmal über das genaue Thema klar werden, und sich auf die Suche nach geeigneter Literatur begeben. Meistens hat man ja durch den Dozenten bereits eindeutige Hinweise in dieser Richtung, auf diese Hinweise allein sollte man sich aber nicht zwangsläufig beschränken, oft wird eine weitergehende Recherche erwartet, willkommen ist sie meistens. Bis zu einem gewissen Grad entfällt dieser Schritt beim Vortrag eigener Forschungsergebnisse, wobei auch hier ein Thema formuliert und eingegrenzt werden muss.

Wenn man in einer Gruppe ein Thema erarbeiten und referieren soll, so muss man sich über eine vernünftige und gerechte Arbeitsteilung einigen. Oft geht das erst, wenn die Literaturlage klar und das Thema grob gegliedert ist. Die Einteilung "XY recherchiert, ich mache das Handout, Du referierst" ist nicht nur unfair, sondern kontraproduktiv und zumeist schon der erste Schritt zum garantierten Desaster!

Die gefundene Literatur sollte nicht nur bibliographiert, sondern auch gelesen und verstanden werden. Bei Verständnisproblemen sollte man den Dozenten oder die Kommilitonen / Tutoren vorab und keinesfalls sie oder gar das Publikum während des Vortrags fragen! Es empfiehlt sich, wichtige Textstellen abzuschreiben oder (in Kopien!) farbig zu markieren, hierbei sollte stichwortartig festgehalten werden, was zum Vortrag kommt, so dass bereits während der Rezeption der Literatur eine grobe Struktur des Referatsstoffes entsteht. Markierte Kopien haben zudem den Vorteil, dass man sie unabhängig von Leihfristen aufbewahren kann, um darin bei Nachfragen während des Referats oder bei einer zu schreibenden Hausarbeit nachzuschlagen.

In einem nächsten Schritt kann man nun den genauen Aufbau des Referats erarbeiten. Dabei sollte man sich überlegen, welche Elemente sich auf dem Thesenpapier wiederfinden sollen, welche Möglichkeiten der Visualisierung man nutzen kann, und welches Hintergrundwissen man sich erarbeiten sollte, bzw. welchen Stoff man zwar nicht ignorieren, aber beim Vortrag weglassen kann. Derartiges Hintergrundwissen ist wichtig, um auf Nachfragen antworten und Zusammenhänge erklären zu können, es gibt dem Vortragenden darüber hinaus auch die Sicherheit, im Stoff zu stehen. Ein bloßes Vortragen (oder gar Ablesen) eines nicht verstandenen und nicht angepassten Stoffes ist eine Qual für alle Beteiligten!

Hat man sich seinen Vortragstext (ob in Stichpunkten oder vorformuliert) ausgearbeitet, so sollte man die Gliederung und den Aufbau kontrollieren (gibt es Brüche, Sprünge, Wiederholungen?) und im lauten, ununterbrochenen Vortrag einen Testlauf machen, am besten mit einer Stoppuhr und einem Aufnahmegerät. Dabei sollte man sein Zeitmanagement im Auge behalten: Die meisten Referate und Vorträge haben ein Zeitlimit, das mehr oder weniger streng durchgesetzt wird, auch wenn man vielleicht das Wichtigste noch gar nicht gesagt hat. Deshalb sollte man etwas Reserve-Zeit für Unterbrechungen, beabsichtigte Pausen und Nachfragen einplanen und den gesamten Ablauf kontrollieren. Daher ist es ratsam, sich Regieanweisungen und Zeiten in das Skript zu schreiben, um Visualisierungen oder Verweise auf das Thesenpapier zeitlich richtig einzusetzen und einen schnellen Überblick zu haben, ob man noch in der Zeit ist. Eine Tonaufnahme des Testlaufs entlarvt neben dem Zeitmanagement auch inhaltliche Unsicherheiten und Füllwörter (äääh) und allzu häufig verwendete Phrasen ("und dann...", "als nächstes komme ich zu...") sowie zu komplexe Sätze und Formulierungen: Wenn man seinen eigenen Ausführungen nicht folgen kann, können es die Zuhörer erst recht nicht!

Während der Vorbereitung des Referats sollte man den Kontakt zum Seminarleiter halten — nicht nur wegen möglicher Rückfragen. Sollte man, aus welchen Gründen auch immer, das Referat nicht halten können, so muss man sich beim Dozenten rechtzeitig abmelden! Jeder Dozent hat Verständnis für Krankheiten, wichtige Termine, und auch dafür, dass man sich mit dem Thema schlichtweg (zeitlich oder inhaltlich) übernommen hat. Es ist auf jeden Fall besser und zieht weniger unangeheme Folgen nach sich, sich abzumelden, als einfach der betreffenden Sitzung fern zu bleiben. Durch Fernbleiben nimmt man dem Dozenten die Möglichkeit, auf irgend eine Weise Ersatz zu finden bzw. selbst zu leisten. Oft muss man ja noch nicht einmal absagen, sondern es reicht, das Referat zu verschieben. Umgekehrt kann es für den Seminarablauf sehr sinnvoll sein, wenn man sein Referat möglichst frühzeitig "in der Tasche" hat, um eventuell einspringen oder umplanen zu können, falls sich der Seminarplan verschiebt. (Die meisten Dozenten sind unendlich dankbar für sowas!) Wenn das Referat rechtzeitig fertig ist, sind auch die unmittelbaren Vorbereitungen (s.u.) kein Problem.

Hält man den Vortrag in einer Fremdsprache, sollte man das Skript, den Vortragstext, das Handout, die Folien etc. möglichst von einem Muttersprachler überprüfen lassen. Verständnisprobleme mit fremdsprachiger Literatur sollte man ebenfalls rechtzeitig klären, um nicht während des Vortrages eine peinliche Überraschung zu erleben.



2.) Unmittelbare Vorbereitung

Aufgeregt ist beinahe jeder Referent vor seinem Vortrag. Es gibt auch Professoren, die noch vor jeder einzelnen Vorlesungs- oder Seminarstunde nervös sind. Dadurch, dass man das Referat rechtzeitig und vernünftig vorbereitet, kann man ein gut Teil der Aufregung vermeiden und etwas entspannter an die Sache herangehen.

Zu den direkten Vorbereitungen der Vortragssitzung gehört es, das Thesenpapier anzufertigen und zu kopieren. Man beachte dazu vor allem, wann und wo ein Kopierer zur Verfügung steht, und ob man damit bei Bedarf auch Folien erstellen kann. Wenn das Thesenpapier aus mehreren Seiten besteht, sollte man es sortieren und heften, da mehrere Einzelblätter für viel Unruhe und Chaos zu Anfang des Vortrags sorgen. Oft dauert es sonst unverhältnismäßig lange, bis jeder jedes Blatt hat — ein unnötiger Stress für den Vortragenden, der durch vorbereitendes Sortieren, Heften und Lochen vermieden werden kann.

Wenn man oft auf wichtige Stellen einer Folie hinweisen will, kann man sich einen kleinen Zeigepfeil basteln (oder schlichtweg einen spitzen Stift bereit halten), den man auf die entsprechende Stelle legen kann. Dadurch wird die Folie gleichzeitig beschwert, so dass sie nicht wegfliegen kann, und der Referent muss nicht die ganze Zeit mit dem Finger auf der Folie am Pojektor verharren.

Wenn man Medien einsetzt, sollte man rechtzeitig vor Beginn der Seminarsitzung die Wirksamkeit (d.h. die Sichtbarkeit und Funktionsfähigkeit) der eingesetzten Medien sicherstellen: Die besten Folien sind nichts wert, wenn der Projektor nicht vorhanden oder defekt ist; ohne Strom kann man kein Tonband abspielen, ohne Kreide/Marker nicht auf die Tafel/das Whiteboard schreiben, ohne funktionierenden Rechner (bzw. mit leerem Akku) keine Powerpoint-Präsentation halten; Ein Dia oder eine Folie bleibt unsichtbar, wenn der Raum zu hell und nicht verdunkelbar ist; Eine Folie mit einer zu klein geratenen Schrift oder Abbildung ist für große Hörsäle nicht geeignet. Wenn man den eigenen Laptop benutzt, sollte man außerdem vermeiden, dass einem Bildschirmschoner, Windows-Autoupdate, Instant Messenger oder andere vortragsfremde Funktionen dazwischen funken.

Klingelnde Mobiltelefone o.ä. sind immer störend. Wenn es jedoch das Telefon des Referenten ist, wird die Sache doppelt peinlich. Also: sicherheitshalber nicht bloß auf "leise" sondern ganz ausschalten! Ganz wichtig: eine gut ablesbare Uhr für das Zeitmanagement.

Sofern es (z.B. auf Konferenzen) nicht vom Veranstalter gestellt wird, sollte man sich etwas zu trinken bereit stellen, besonders bei längeren Vorträgen oder der Gefahr, dass man vor Nervosität, vom vielen Reden oder auch nur vom Raumklima einen trockenen Hals bekommt. Säfte, Limonaden o.ä. sind ungeeignet, da sie die Speichelproduktion (zu sehr) anregen, was das Vortragen nicht gerade vereinfacht. Empfehlenswert ist stilles Wasser (Auch Kohlensäure hat so ihre Tücken, die sich besonders beim Einsatz eines Mikrofons kaum verheimlichen lassen.). Hustenbonbons, Kaugummis, etc. kann man sich nach dem Vortrag gönnen, aber nicht währenddessen.



3.) Das Thesenpapier (paper, handout)

Aufbau und Gliederung des Handouts sollten analog zum Vortrag sein, dabei sollte das Thesenpapier nicht unverhältnismäßig kurz oder exzessiv lang sein. Ein Paper ist schließlich nicht eine Kopie des vollen Vortragstextes oder eine wissenschaftliche Abhandlung!

Auf das Handout gehören folgende Elemente:

Man achte auf die optische Gestaltung des Thesenpapiers: Es soll lesbar (also besser maschinengeschrieben als handschriftlich) und übersichtlich sein, klar gegliedert und natürlich möglichst frei von Rechtschreib- und Tippfehlern. Besonders wenn man Abbildungen etc. verwendet, muss man genau auf die Kopienqualität achten, damit alles erkennbar bleibt, was wichtig ist. Abgedruckte Zitate und fremde Abbildungen sollten natürlich mit eindeutigen Quellenangaben versehen sein.

Wenn man das Handout aus Powerpoint (o.ä.) heraus erstellt, sollte man Redundanzen vermeiden und bei aller Liebe zum deutschen Wald nicht versuchen, zu viele Slides auf ein Blatt zu quetschen, darunter leidet die Lesbarkeit.

Hat man sein Thesenpapier fertig, so stellt sich die Strategiefrage, ob man es vor oder nach dem Vortrag austeilen soll. Beides hat seine Vor- und Nachteile: teilt man die Blätter aus, kann man sich auf Beispiele und Abbildungen berufen, jedoch neigen die Zuhörer dann dazu, keine eigenen Notizen mehr anzufertigen und bei Langeweile Buchstaben auszumalen und Tippfehler zu suchen. Dieser Faktor kann dadurch noch verschlimmert werden, dass man den gesamten Vortragstext aufs Handout packt und quasi halbe Hausarbeiten austeilt und vorliest! Teilt man das Handout erst nach dem Vortrag aus, kann es den Zuhörern mitunter sehr schwer fallen, dem Vortrag zu folgen, insbesondere dann, wenn es keine Folien o.ä. gibt. Wie auch immer man sich entscheidet, auf jeden Fall sollte man die Thesenpapiere zeitnah austeilen, und nicht Wochen später nachreichen! Gibt es einen Seminarordner, so sollte man eine Kopie des Handouts dort hinterlegen. Ähnliches gilt für Seminarhomepages oder -wikis.



4.) Powerpoint etc.

Ich persönlich finde Präsentationssoftware in den meisten Fällen völlig überflüssig. Viele Vorträge, die mit derlei Software "unterstützt" wurden, wären genauso gut (oder sogar besser) ohne sie ausgekommen. Das merkt man vor allem dann, wenn die Technik mal einen Streich spielt und der Vortrag auch ohne die Computerunterstützung gut und verständlich wird.

Gute Powerpoint-Präsentationen zu halten ist ebenfalls Übungssache, dafür sollte man also erst einmal überhaupt Vorträge halten können! Ein schlechter Vortrag wird durch professionelle Slides garantiert nicht besser. 

Natürlich gibt es einige gute Gründe, solche Software zu benutzen, z.B. wenn man viele Audio- oder Videobeispiele einbinden und von der Festplatte abspielen will, oder wenn man Textabschnitte nach und nach einblenden möchte, um einen Gedankengang langsam zu entwickeln. Das Problem mit Präsentationssoftware ist, dass viele Referenten sich durch die technischen Möglichkeiten dazu verleiten lassen, diese auch auszunutzen. Wer bewusst oder unbewusst mit verspielten Hintergründen, Rahmen und Überblendeffekten sowie mehr oder weniger lustigen (aber irrelevanten) Bildchen arbeitet, setzt sich schnell dem Verdacht aus, vom Inhalt des Vortrags ablenken zu wollen oder zumindest unseriös bzw. albern zu sein.

Wenn man sich dieser Technologie bedient, sollte man sie auch beherrschen. Es ist extrem peinlich, wenn man statt ein Referat zu halten erst einmal mit Wechselmedien, Laptops, Verbindungskabeln und Fernbedienungen kämpfen muss oder sein Publikum fragt: "Und wo starte ich das jetzt?" Wichtig ist zudem eine vernünftige Zweitlösung und etwas Misstrauen gegenüber moderner Vortragstechnik, damit der Vortrag nicht von der durchgebrannten Lampe eines Beamers, einer vergessenen oder defekten Diskette oder dem leeren Laptopakku etc. sabotiert wird. Professionelle Referenten haben zumindest als Reserve ein Handout und ein Konzept auf Papier und/oder ein Backup der Präsentationsdatei auf einem zweiten Speichermedium, so dass sie trotzdem referieren können.

Beim Erstellen der Präsentation sollte man darauf achten, dass man beim Layout der Folien eine vernünftige Kombination aus Schriftart, -größe und -farbe wählt, damit die projizierten Texte auch lesbar sind. Rosa Kursiv-Buchstaben auf violettem Hintergrund (dieses Beispiel ist nicht erfunden!) oder gelbe Schrift auf cremeweiß sind beispielsweise eine extrem schlechte Idee, insbesondere für einen größeren, hellen Hörsaal. Aufwändige Rahmen, blinkender Text oder (insbesondere "unruhige") Hintergrundmuster erschweren das Lesen der Folien ebenfalls. Überblendeffekte, einschwebende Textblöcke u.ä. sollten vermieden werden — oder nur in Ausnahmefällen als besondere Hervorhebung dienen. Text nach und nach erscheinen zu lassen ist okay, damit die Zuhörer beim Folienwechsel nicht immer den gesamten Text einer Folie auf einmal zu sehen bekommen. Hüpfende, blinkende und anderweitig animierte Textfragmente sind jedoch in 99% der Fälle unseriös und überflüssig.

Natürlich ist es auch bei computergestützten Vorträgen nicht weniger sinnvoll, ein Handout anzufertigen, sofern die Zuhörerzahl nicht zu groß ist. Wenn man es sich nun als Referent allerdings dann so leicht macht, einfach die Powerpointfolien auszudrucken, dann sollte man zumindest daran denken, dass die Ausdrucke groß genug sind, um sie noch entziffern zu können, und dass Angaben, wie sie im Kopf eines normalen Handouts zu finden sind, hier genauso hingehören wie die Bibliographie!



5.) Der Vortragstext

Das Referat sollte auch im Skript eine klare Gliederung haben, die sich auf dem Thesenpapier wiederfindet. Das Thema des Vortrags sollte man zu Anfang exakt und explizit nennen und den Vortrag eventuell in den Zusammenhang des Seminars / der Tagung / des Faches / der Forschung einordnen. Wenn möglich, sollte man einen "Aufhänger" (oder: "Hingucker") verwenden, der ein Interesse am Thema weckt. Dies ist auch sehr hilfreich, um Spannung schaffen und erhalten, z.B. indem man den Zuhörern ein Problem stellt, das sie so nicht erklären bzw. lösen können, das aber nach dem Vortrag für sie lösbar ist.

Wichtig ist, dass man regelmäßig einen Bezug zum Thesenpapier herstellt. Das hilft den Zuhörern, sich zu orientieren, und ggf. auch nach einer "Abwesenheit" wieder in den Vortrag "einzusteigen".

Die Visualisierung von Fakten (Grafiken, Karten, Tabellen sind oft anschaulicher als Text) und komplexere grafische Modelle kann man auch sukzessive aufbauen bzw. herleiten (an der Tafel / mit mehreren Folien), statt sie nur zu zeigen. Hat man mehrere Dinge auf einer Folie, so sollte man für den Moment irrelevante Dinge "ausblenden", also abdecken, um die Zuhörer nicht abzulenken oder zu verwirren.

Generell gilt für den Medieneinsatz, dass man ein Übermaß vermeiden soll; das heißt, dass man die Zuhörer nicht überfrachten soll und dass man nur Medien verwendet, die man auch beherrscht! Medien sollen Abwechslung schaffen und verdeutlichen, aber nicht vom Vortrag ablenken. Kein Medium ist so gut, dass es einen schlechten Vortrag kaschieren könnte!

Wichtig für das Gelingen des Vortrags ist ein gutes Zeitmanagement. Oft gibt es nämlich für das Referat ein Zeitlimit, das man einhalten muss. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass die Zuhörer oftmals Zwischenfragen stellen, aus denen sich durchaus längere Exkurse entwickeln können. Daher sollte man einen kurzen und einen langen Schluss einplanen, also sogenannte Streichpassagen in den Text einbauen, die man bei knapper Zeit problemlos weglassen kann und nur dann vorträgt, wenn genügend Zeit dazu da ist. Generell sollte man keine unnötigen Wiederholungen bringen, wichtige Aussagen und komplexe Sachverhalte jedoch dürfen ruhig ein zweites Mal aufgegriffen werden. Mit etwas Erfahrung weiß man, wie viele Minuten man pro Skriptseite braucht, dann kann man auch abschätzen, wie viel der Streichpassage(n) man aufgreifen oder weglassen muss, um im Zeitplan zu bleiben.

Als Referent muss man stets berücksichtigen, dass das Publikum i.d.R. nicht den selben Wissensstand hat, wie man selbst, da es die zugrundeliegende Literatur nicht rezipiert hat — also muss man auf Nachfragen vorbereitet sein und Antworten parat haben. (Zum Teil und je nach Referatsthema hat auch der Dozent gar nicht mehr Sachwissen zum Thema als die Zuhörer oder die Referenten!)

Bei manchen Referaten in Seminaren bietet es sich an, abschließend Anwendungsbeispiele zu bringen, einen Praxisbezug herzustellen oder eine praktische Anwendungsübung zu machen. So zeigt sich nicht nur, ob die Zuhörer das Thema verstanden haben, sie können zudem auch das erworbene Wissen umsetzen und ggf. Theorien auf konkrete Fälle beziehen und in der Anwendung überprüfen. Gerade bei sehr "abgehobenen" oder komplexen Themen kann man hiermit eine gewisse "Rechtfertigung durch Nutzen" erwirken. Nebenbei kann man hiermit auch den Vortrag abrunden, indem man ein initial gestelltes Problem (den "Aufhänger" vom Anfang des Referats) nun durch das Publikum lösen lässt. Dies erhöht auch den Lerneffekt, und der vorgetragene Stoff wird besser behalten.



6.) Zur Vortragsweise

Wichtig ist, dass man seinen Text mit sicherer Stimme und in verständlicher, angemessener Lautstärke wiedergibt. Wer in seinen Skriptstapel (oder den Powerpoint-Bildschirm) spricht, wird schlecht verstanden. Vor allem wenn man Tafelbilder oder Projektionen kommentiert, sollte man tunlichst vermeiden, vom Publikum weg zu sprechen, sofern man kein Mikrofon hat. Es ist besser, mit einem Stift auf der Folie selbst bzw. mit dem Mauszeiger auf dem Bildschirm  zu zeigen, als sich von den Zuhörern wegzudrehen.
Auch die beste Vorbereitung ist sinnlos, wenn man seinen Zuhörern das Zuhören schwer macht. Dieses Problem vermeidet man durch ein sicheres und moderates Auftreten (nicht völlig verschüchtert aber auch nicht überheblich, nicht gelangweilt und nicht übereifrig; allzu freizügige, legere oder auffällige Kleidung erweckt den Eindruck, man wolle dadurch von einem schlechten Vortrag ablenken).
Zu einem sicheren Auftreten gehört beispielsweise, dass man den dargestellten Stoff verstanden hat und dass man ihn strukturiert und möglichst im freien Vortrag präsentiert. Selbstverständlich sollte man sich Stichpunkte notieren, doch generell ist es besser, den Vortrag spontan ausformulieren. Dadurch reduziert man die Sprechgeschwindigkeit automatisch so, dass die Zuhörer auch mitdenken können. Zitate oder komplexere Inhalte sollte man sich ruhig komplett vorformulieren bzw. als vollen Text ins Skript aufnehmen, damit sie nicht durcheinander geraten. Für den gesamten Vortrag gilt, dass man auf die sprachliche Wohlgeformtheit achten und unnötige Füllwörter ("äääh", "halt", "und dann... und dann...", "jaaaaaa....") sowie Vulgär- und Slangausdrücke (sofern sie nicht Gegenstand des Vortrags sind, wo man sie gerade nicht mit "ähem... na Sie wissen schon..." ersetzen darf) vermeiden sollte. Es ist von Vorteil, durchdachte Anfangs- und Schlusssätze parat zu haben. "Also, ich habe das Referatsthema XY, und ... ehm... also... ich fang' dann mal an..." schläfert die Zuhörer garantiert ein, bevor der Vortrag überhaupt richtig beginnt. Ebenso wird auch der beste Eindruck zunichte gemacht durch Schlussformeln wie "Joah, das war's dann so in etwa, glaub' ich."

Wenn ein fremdsprachiger Text die Grundlage des Referats ist, neigt oft man dazu, Fachbegriffe oder idiomatische Formulierungen unübersetzt (oder wortwörtlich übertragen) in den Vortrag zu übernehmen. Dies sollte man so gut es geht vermeiden, um den Zuhörern das Verstehen nicht unnötig zu erschweren bzw. um nicht unfreiwillig komisch zu wirken. (Nicht jeder Zuhörer hat die gleichen Sprachkenntnisse wie der Referent!). Fremdsprachige Beispiele sollte man analysieren bzw. erklären können, auch wenn man die betreffende Sprache selbst nicht spricht. Ein nicht verstandenes und/oder unkommentiertes Beispiel wirft stets mehr Fragen auf, als es beantwortet.

Beim freien Vortrag kann und sollte man möglichst den Blickkontakt zum Auditorium wahren. Dabei sollte man sich nicht auf eine Person (den am eifrigsten Nickenden, den Dozenten, den besten Kumpel) konzentrieren, sondern versuchen, den Blick durch die Reihen wandern zu lassen. So grenzt man niemanden optisch aus und man sieht schnell, ob es Fragen oder Wortmeldungen gibt, und ob einem überhaupt noch zugehört wird. Dies dient der Rückkopplung mit dem Publikum: Haben Sie alles verstanden? Haben Sie noch Fragen? Neben dem Augenschein darf man auch ruhig explizit nachhaken, ob es Fragen gibt. Oft trauen sich die Zuhörer nicht, von sich aus den Referenten zu unterbrechen. Diese Rückkopplung sollte der Referent daher nicht erst am Ende, sondern auch schon nach längeren Sinnabschnitten einplanen. Viele Fragen geraten sonst in Vergessenheit, und ein verwirrter Zuhörer "klinkt sich aus", wenn er nicht mehr folgen kann. Von Zwischenfragen sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Verständnisfragen sollte man direkt beantworten. Unangemessene, vorwegnehmende, oder zu sehr ins Detail gehende Fragen sollte man (stets sachlich) zurückstellen, um sie im weiteren Verlauf des Vortrags oder in der anschließenden Diskussion aufzugreifen. (Profis schreiben sich solche Fragen auf, um sie zu gegebener Zeit wieder ansprechen zu können.)

Im Gegensatz zum Referenten müssen die Zuhörer den Stoff nicht nur optisch und akustisch wahrnehmen, sondern auch zugleich denkend verarbeiten. Dabei hilft man ihnen, indem man deutlich und nicht zu schnell spricht. Es passiert bei ausformulierten Referaten und insbesondere aufgeregten Referenten sehr leicht, dass man viel zu schnell und undeutlich spricht. Wichtige Passagen und Zitate darf man gern einmal diktieren oder wiederholen, besonders dann, wenn sie sich nicht auf dem Thesenpapier oder auf einer Folie wiederfinden.

In seinem Vortragsskript sollte man die Einbettung von Medien und die Bezugnahme darauf bzw. zum Thesenpapier explizit einplanen, indem man sich "Regieanweisungen" an den entsprechenden Stellen vermerkt. In der Aufregung vergisst man sonst nachher noch die interessanteste Folie!

In manchen Fällen (v.a. auf Konferenzen oder bei Seminaren in großen Hörsälen) muss man in ein Mikrofon sprechen. Auch hierfür gilt, dass man sich zunächst von der Funktionstüchtigkeit des Geräts überzeugt, bevor man loslegt. Hierzu gehört auch, dass man den richtigen Abstand zum Mikrofon auslotet und darauf achtet, dass man mit gleichmäßiger Lautstärke und gleichbleibendem Abstand zum Mikrofon spricht. Wenn andere unterstützende Technik (Simultan- oder Konferenzanlage, Mitschriften-Bildschirm oder Teleprompt, Aufzeichnungs- und Wiedergabetechnik, etc.) verwendet bzw. der Vortrag mitstenografiert, aufgezeichnet oder gedolmetscht wird, sollte man sich als Vortragender rechtzeitig von den entsprechenden Personen die damit verbundenen besonderen Anforderungen erklären lassen und z.B. mit dem Dolmetscher während des Vortrages regelmäßig Blickkontakt aufnehmen.

Neben der Vortragsweise ist auch der Standort entscheidend: Hat man kein mobiles Mikrofon, ist man ohnehin auf einen kleinen Bewegungsradius festgelegt. Bei mobilen Mikrofonen besteht die Gefahr, dass man Lautsprechern zu nahe kommt und unangenehme Rückkopplungen verursacht. Auf keinen Fall sollte man natürlich im Lichtkegel eines Projektors stehen. Aber auch an anderen Standorten sollte man sicher gehen, nicht die Sicht auf eingesetzte Medien zu blockieren. Wenn man mit/über Gebärdensprache, Mimik, Gestik etc. referiert, sollte man seinen Standort so wählen, dass einen das Publikum ungehindert sehen kann.

Für einen guten Gesamteindruck ist neben den Inhalten und der Vortragsweise auch die Körpersprache wichtig. Wer sich hinter seinem Skript oder dem Projektor "versteckt" oder die ganze Zeit nur verschämt auf den Boden oder aus dem Fenster blickt, erweckt keinen sicheren Eindruck. Andererseits wirkt man schnell überheblich, wenn man die Hände in die Hosentaschen steckt oder die Arme vor der Brust bzw. die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Erhobene Zeigefinger sind nur für Karikaturen geeignet! Wer allzu nervös ist, sollte sich an etwas "festhalten" können. Dies kann die Tischkante (oder der Rand des Rednerpultes) sein, die Papiere des Vortragsskriptes, ein Zeigestab oder auch ein Stift. Auf keinen Fall sollte man mit dem "Halt" nervös herumspielen (besonders "beliebte" Ticks: ständig den Kugelschreiber lautstark drücken, den Stift über die Finger rotieren lassen oder mit dem Finger die Haare aufrollen).


7.) Nach dem Vortrag

Man muss als Referent auf inhaltliche und weiterführende Fragen (durch Zuhörer und Dozent) vorbereitet sein, also die verwendeten Fachbegriffe und geschilderten Sachverhalte kennen und die verwendete gelegte Literatur möglichst zur Hand haben. (Im Idealfall mit vorbereiteten Lesezeichen an den "Problemstellen" und Kernaussagen.)

Gibt es keine inhaltlichen Fragen, so kommt doch zumeist ein sachliches / inhaltliches Feedback aus dem Auditorium. Hierfür sollte man Stift und Notizpapier bereit halten: Besonders, wenn man eine schriftliche Arbeit zum referierten Thema schreibt bzw. plant, sollte man wichtige Kritikpunkte oder Anregungen notieren. Soferbn möglich, sollte man sich auch dazu notieren, wer welche Anmerkung gemacht hat: wenn die Ausarbeitung publiziert werden soll, ist es guter Stil, Kommentatoren namentlich zu erwähnen, sofern ihre Kommentare einen EInfluss auf die inhaltliche Gestaltung des Textes hatten, außerdem kann man so bei Bedarf auch später noch gezielt nachfragen oder weiter diskutieren.

Neben dem sachlichen Feedback kann dem Referenten auch eine persönliche Antwort zuteil werden, die nicht das Thema, sondern eher den Vortrag an sich zum Gegenstand hat. Dieses externe Feedback sollte der Referent abgleichen mit dem eigenen erlebten Eindruck des Vortrags, denn zur Nachbereitung des Referates gehört auch die selbstkritische Analyse — diese ist schließlich der erste Schritt auf dem Weg zum nächsten guten (oder: besseren) Referat. Ähnlich wie im Sport gilt auch hier das Motto: "Nach dem Vortrag ist vor dem Vortrag!". Man weiß ja zumeist, was einen an anderen Referaten begeistert oder stört. Nach dem eigenen Vortrag sollte man sich fragen, ob man diesen eigenen Ansprüchen gerecht werden konnte, bzw. wie man dies bei weiteren Vorträgen noch besser erreichen kann.

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass man verwendete Materialien auch wieder mitnimmt, bzw. überzählige Handouts selbst entsorgt (es sei denn, sie werden gesondert gesammlt, z.B. bei Konferenzen), ggf. eingeschaltete Geräte wieder ausschaltet und allgemein dazu beiträgt, dass Vortragsraum und -technik in einem Zustand sind, bleiben oder wieder in einen solchen versetzt werden, wie man sie selbst vorfinden möchte!


Viel Erfolg !!!

© Erstellt 1997-2022 Jan Wohlgemuth, All rights reserved.
Zuletzt geändert: 29. August 2022
Erstmals erstellt: 05. Mai 1997


*) Dieser Text basiert auf einer stichwortartigen Vorlage, die Dr. Carola Bischoff (seinerzeit: Dipl.-Geogr. Carola Fritsch) vom Institut für Geographie der WWU Münster in ihren Seminaren verwendet und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Ich danke meinen Tutoriums- und Seminarteilnehmern und meiner Kollegin Dr. Viola Voß M.A. für die Korrekturen und Ergänzungen.