Ein guter Referent fällt nicht vom Himmel, und die wenigsten Menschen kommen als Vortragsprofis auf die Welt. Wie so vieles ist auch das Halten von Vorträgen eine Kunst die der Übung bedarf und die nicht jedem in gleichem Maße leicht fällt. Aber mit etwas Fleiß kann jeder ein gutes Referat halten, das keinen der Beteiligten frustriert.
Der folgende Text soll eine Richtschnur sein und Hinweise geben, was bei der Vorbereitung und dem Vortrag von Referaten zu beachten ist. Ursprünglich geht diese Anleitung zurück auf einen Stichwortkatalog für Geographen*, er ist aber über die Jahre von mir ausgearbeitet und dem Fach Allgemeine Sprachwissenschaft angepasst worden, wobei ich eigene Erfahrungen und die Beobachtungen aus gehörten wie gehaltenen Vorträgen bei Lehrveranstaltungen und Konferenzen habe einfließen lassen.
N.B.
Aus Gründen
der besseren Lesbarkeit habe ich in diesem Text auf das sogenannte große
Binnen-I oder
ähnliche typographische Markierungen movierter Personenbezeichnungen verzichtet —
wie es auch in der gesprochenen Sprache normalerweise der Fall
ist. Alle
generisch verwendeten männlichen Bezeichnungen beinhalten, wie
im
Deutschen allgemein üblich, die weibliche Form. Ergo gilt: Dozent
= Dozent/Dozentin.
Gleiches gilt selbstverständlich auch für
Bezeichnungen im Plural.
Um ein Referat für alle Beteiligten zufriedenstellend zu halten, bedarf es mehr als nur eines coolen Auftritts und einiger beeindruckender Farbfolien. Wichtig sind eine gründliche Vorbereitung und ein klares Konzept. Dazu ist es selbstverständlich notwendig, rechtzeitig mit der Erarbeitung des Referates zu beginnen. Was rechtzeitig ist, liegt sehr stark an der Arbeitsweise des Referenten und am zu bearbeitenden Thema, jedoch sollte man genügend Zeit für die Literatursuche und -beschaffung, die Rezeption der Literatur, die Ausarbeitung des Vortrags und die technischen Vorbereitungen einplanen: Die wenigsten Bibliotheken und Copyshops haben 24 Stunden täglich geöffnet! Wichtige Literatur ist oft ausgeliehen, was Wartezeiten nach sich zieht. Unter Umständen wünscht der Dozent vorab einen Sprechstundenbesuch zur Vorbesprechung, eventuell werden dann Überarbeitungen fällig.
Wenn man ein Referat halten soll, muss
man sich
zunächst einmal über das genaue Thema
klar werden,
und sich auf die Suche nach geeigneter Literatur
begeben.
Meistens hat man ja durch den Dozenten bereits eindeutige Hinweise
in dieser Richtung, auf diese Hinweise allein sollte man sich aber
nicht zwangsläufig beschränken, oft wird eine weitergehende
Recherche
erwartet, willkommen ist sie meistens. Bis zu einem gewissen Grad
entfällt dieser Schritt beim Vortrag eigener
Forschungsergebnisse,
wobei auch hier ein Thema formuliert und eingegrenzt werden muss.
Wenn man in einer Gruppe ein Thema erarbeiten und referieren soll, so muss man sich über eine vernünftige und gerechte Arbeitsteilung einigen. Oft geht das erst, wenn die Literaturlage klar und das Thema grob gegliedert ist. Die Einteilung "XY recherchiert, ich mache das Handout, Du referierst" ist nicht nur unfair, sondern kontraproduktiv und zumeist schon der erste Schritt zum garantierten Desaster!
Die gefundene Literatur
sollte nicht nur bibliographiert,
sondern auch gelesen und verstanden
werden. Bei
Verständnisproblemen sollte man den Dozenten oder die
Kommilitonen
/ Tutoren vorab und keinesfalls sie oder gar das Publikum
während des
Vortrags fragen! Es empfiehlt
sich, wichtige Textstellen abzuschreiben oder (in
Kopien!)
farbig zu markieren, hierbei sollte stichwortartig festgehalten werden,
was zum Vortrag kommt, so dass bereits während der Rezeption
der
Literatur eine grobe Struktur
des Referatsstoffes entsteht. Markierte Kopien haben zudem den Vorteil,
dass
man sie unabhängig von Leihfristen aufbewahren kann, um darin
bei
Nachfragen während des Referats oder bei einer zu schreibenden
Hausarbeit nachzuschlagen.
In einem nächsten Schritt kann
man nun den
genauen Aufbau des Referats erarbeiten. Dabei
sollte man sich
überlegen, welche Elemente sich auf dem Thesenpapier
wiederfinden sollen, welche Möglichkeiten der Visualisierung
man nutzen kann, und welches Hintergrundwissen man
sich
erarbeiten sollte, bzw. welchen Stoff man zwar nicht ignorieren, aber
beim Vortrag weglassen
kann. Derartiges Hintergrundwissen ist wichtig, um auf Nachfragen
antworten und Zusammenhänge
erklären zu können, es gibt dem Vortragenden darüber hinaus auch die Sicherheit, im Stoff zu stehen.
Ein bloßes Vortragen (oder gar Ablesen) eines nicht
verstandenen
und nicht angepassten Stoffes ist eine Qual für alle
Beteiligten!
Hat man sich seinen Vortragstext
(ob in
Stichpunkten oder vorformuliert) ausgearbeitet, so sollte man die
Gliederung und den Aufbau kontrollieren (gibt es Brüche,
Sprünge, Wiederholungen?) und im lauten, ununterbrochenen
Vortrag einen Testlauf
machen, am besten mit einer Stoppuhr und einem Aufnahmegerät.
Dabei sollte man sein Zeitmanagement im
Auge behalten: Die meisten Referate und Vorträge haben ein
Zeitlimit, das mehr oder weniger streng durchgesetzt wird, auch wenn
man vielleicht das Wichtigste noch gar nicht gesagt hat. Deshalb sollte
man etwas Reserve-Zeit für
Unterbrechungen, beabsichtigte Pausen und Nachfragen
einplanen und den gesamten Ablauf kontrollieren. Daher
ist es ratsam, sich Regieanweisungen
und Zeiten in das Skript zu
schreiben, um Visualisierungen oder Verweise auf das Thesenpapier
zeitlich richtig einzusetzen und einen schnellen Überblick zu
haben, ob man noch in der Zeit ist. Eine Tonaufnahme des Testlaufs
entlarvt neben dem Zeitmanagement auch inhaltliche Unsicherheiten und
Füllwörter (äääh) und allzu häufig verwendete Phrasen ("und dann...",
"als nächstes komme ich zu...")
sowie zu komplexe Sätze und Formulierungen: Wenn man seinen
eigenen Ausführungen nicht folgen kann, können es die
Zuhörer erst recht nicht!
Während der Vorbereitung des Referats sollte man den Kontakt zum Seminarleiter halten — nicht nur wegen möglicher Rückfragen. Sollte man, aus welchen Gründen auch immer, das Referat nicht halten können, so muss man sich beim Dozenten rechtzeitig abmelden! Jeder Dozent hat Verständnis für Krankheiten, wichtige Termine, und auch dafür, dass man sich mit dem Thema schlichtweg (zeitlich oder inhaltlich) übernommen hat. Es ist auf jeden Fall besser und zieht weniger unangeheme Folgen nach sich, sich abzumelden, als einfach der betreffenden Sitzung fern zu bleiben. Durch Fernbleiben nimmt man dem Dozenten die Möglichkeit, auf irgend eine Weise Ersatz zu finden bzw. selbst zu leisten. Oft muss man ja noch nicht einmal absagen, sondern es reicht, das Referat zu verschieben. Umgekehrt kann es für den Seminarablauf sehr sinnvoll sein, wenn man sein Referat möglichst frühzeitig "in der Tasche" hat, um eventuell einspringen oder umplanen zu können, falls sich der Seminarplan verschiebt. (Die meisten Dozenten sind unendlich dankbar für sowas!) Wenn das Referat rechtzeitig fertig ist, sind auch die unmittelbaren Vorbereitungen (s.u.) kein Problem.
Hält man den Vortrag in einer Fremdsprache, sollte man das Skript, den Vortragstext, das Handout, die Folien etc. möglichst von einem Muttersprachler überprüfen lassen. Verständnisprobleme mit fremdsprachiger Literatur sollte man ebenfalls rechtzeitig klären, um nicht während des Vortrages eine peinliche Überraschung zu erleben.
Aufgeregt ist beinahe jeder Referent vor seinem Vortrag. Es gibt auch Professoren, die noch vor jeder einzelnen Vorlesungs- oder Seminarstunde nervös sind. Dadurch, dass man das Referat rechtzeitig und vernünftig vorbereitet, kann man ein gut Teil der Aufregung vermeiden und etwas entspannter an die Sache herangehen.
Zu den direkten Vorbereitungen der
Vortragssitzung
gehört es, das Thesenpapier anzufertigen
und zu kopieren.
Man beachte dazu vor allem, wann und wo ein Kopierer zur
Verfügung
steht, und ob man damit bei Bedarf auch Folien erstellen
kann.
Wenn das Thesenpapier aus mehreren Seiten besteht, sollte man es
sortieren und heften, da mehrere Einzelblätter für
viel
Unruhe und Chaos zu Anfang des Vortrags sorgen. Oft dauert es
sonst unverhältnismäßig lange, bis jeder
jedes
Blatt hat — ein
unnötiger Stress für den Vortragenden, der durch
vorbereitendes Sortieren, Heften und Lochen vermieden werden kann.
Wenn man oft auf wichtige Stellen einer
Folie
hinweisen will,
kann man sich einen kleinen Zeigepfeil basteln (oder schlichtweg einen
spitzen
Stift bereit halten), den man auf die entsprechende Stelle legen kann.
Dadurch wird die Folie gleichzeitig beschwert, so dass sie nicht
wegfliegen kann, und der Referent muss nicht die ganze Zeit mit dem
Finger auf der Folie am Pojektor verharren.
Wenn man Medien
einsetzt, sollte man
rechtzeitig vor Beginn der Seminarsitzung die Wirksamkeit
(d.h. die Sichtbarkeit und Funktionsfähigkeit)
der
eingesetzten
Medien sicherstellen: Die besten Folien sind nichts wert, wenn der
Projektor nicht vorhanden oder defekt ist; ohne Strom kann man
kein Tonband abspielen, ohne Kreide/Marker nicht auf die Tafel/das
Whiteboard schreiben, ohne
funktionierenden Rechner (bzw. mit leerem Akku) keine
Powerpoint-Präsentation halten;
Ein
Dia oder eine Folie bleibt unsichtbar, wenn der Raum zu hell und nicht
verdunkelbar ist; Eine Folie mit einer zu klein geratenen Schrift oder
Abbildung ist für große Hörsäle
nicht geeignet. Wenn man den eigenen
Laptop benutzt, sollte man außerdem vermeiden,
dass einem Bildschirmschoner, Windows-Autoupdate, Instant Messenger
oder andere vortragsfremde Funktionen dazwischen funken.
Klingelnde Mobiltelefone o.ä. sind immer
störend. Wenn
es jedoch das Telefon des Referenten ist, wird die Sache doppelt
peinlich.
Also: sicherheitshalber nicht bloß auf "leise" sondern ganz
ausschalten! Ganz wichtig: eine gut ablesbare Uhr
für das Zeitmanagement.
Sofern es (z.B. auf Konferenzen) nicht
vom Veranstalter gestellt wird, sollte man sich etwas zu
trinken
bereit stellen, besonders bei längeren Vorträgen oder
der
Gefahr, dass man vor Nervosität, vom vielen Reden oder auch
nur vom Raumklima einen trockenen Hals
bekommt. Säfte, Limonaden o.ä. sind ungeeignet, da
sie
die Speichelproduktion (zu sehr) anregen, was
das Vortragen nicht gerade vereinfacht. Empfehlenswert ist stilles
Wasser (Auch Kohlensäure hat so ihre Tücken, die
sich besonders beim Einsatz eines Mikrofons kaum verheimlichen
lassen.). Hustenbonbons, Kaugummis, etc. kann man sich nach dem Vortrag
gönnen, aber nicht währenddessen.
Aufbau und Gliederung
des Handouts sollten
analog zum Vortrag sein, dabei sollte das Thesenpapier nicht
unverhältnismäßig kurz oder exzessiv lang
sein. Ein
Paper ist schließlich nicht eine Kopie des vollen
Vortragstextes oder eine wissenschaftliche Abhandlung!
Auf das Handout gehören folgende Elemente:
Man achte auf die optische
Gestaltung des
Thesenpapiers: Es soll lesbar (also besser maschinengeschrieben als
handschriftlich) und übersichtlich sein, klar gegliedert und
natürlich möglichst frei von Rechtschreib-
und Tippfehlern.
Besonders wenn man Abbildungen etc. verwendet, muss
man genau
auf die Kopienqualität achten, damit alles erkennbar bleibt,
was
wichtig ist. Abgedruckte Zitate und fremde Abbildungen sollten
natürlich mit eindeutigen Quellenangaben
versehen sein.
Wenn man das Handout aus Powerpoint (o.ä.) heraus erstellt, sollte man Redundanzen vermeiden und bei aller Liebe zum deutschen Wald nicht versuchen, zu viele Slides auf ein Blatt zu quetschen, darunter leidet die Lesbarkeit.
Hat man sein Thesenpapier fertig, so
stellt sich die
Strategiefrage, ob man es vor oder nach dem Vortrag
austeilen
soll. Beides hat seine Vor- und Nachteile: teilt man die
Blätter
aus, kann man sich auf Beispiele und Abbildungen berufen, jedoch neigen
die Zuhörer dann dazu, keine eigenen Notizen mehr
anzufertigen und bei Langeweile Buchstaben auszumalen und Tippfehler zu
suchen.
Dieser Faktor kann dadurch noch verschlimmert werden, dass man den
gesamten
Vortragstext aufs Handout packt und quasi halbe Hausarbeiten austeilt
und vorliest! Teilt man das Handout erst nach dem Vortrag aus, kann es
den Zuhörern mitunter sehr
schwer fallen, dem Vortrag zu folgen, insbesondere dann, wenn es keine
Folien o.ä. gibt. Wie auch immer man sich entscheidet,
auf jeden Fall sollte man die
Thesenpapiere zeitnah austeilen, und nicht Wochen später
nachreichen! Gibt es einen Seminarordner, so sollte man eine Kopie des
Handouts dort
hinterlegen. Ähnliches gilt für Seminarhomepages oder
-wikis.
Ich persönlich finde
Präsentationssoftware
in den meisten Fällen völlig
überflüssig. Viele
Vorträge, die mit derlei Software "unterstützt"
wurden,
wären genauso gut (oder sogar besser) ohne sie ausgekommen.
Das merkt man vor allem
dann, wenn die Technik mal einen Streich spielt und der Vortrag auch
ohne die Computerunterstützung gut und verständlich
wird.
Gute Powerpoint-Präsentationen zu halten ist ebenfalls Übungssache, dafür sollte man also erst einmal überhaupt Vorträge halten können! Ein schlechter Vortrag wird durch professionelle Slides garantiert nicht besser.
Natürlich gibt es einige gute Gründe, solche Software zu benutzen, z.B. wenn man viele Audio- oder Videobeispiele einbinden und von der Festplatte abspielen will, oder wenn man Textabschnitte nach und nach einblenden möchte, um einen Gedankengang langsam zu entwickeln. Das Problem mit Präsentationssoftware ist, dass viele Referenten sich durch die technischen Möglichkeiten dazu verleiten lassen, diese auch auszunutzen. Wer bewusst oder unbewusst mit verspielten Hintergründen, Rahmen und Überblendeffekten sowie mehr oder weniger lustigen (aber irrelevanten) Bildchen arbeitet, setzt sich schnell dem Verdacht aus, vom Inhalt des Vortrags ablenken zu wollen oder zumindest unseriös bzw. albern zu sein.
Wenn man sich dieser Technologie bedient, sollte man sie auch beherrschen.
Es ist extrem peinlich, wenn man statt ein Referat zu halten erst
einmal mit Wechselmedien, Laptops, Verbindungskabeln und
Fernbedienungen kämpfen
muss oder sein Publikum
fragt: "Und wo starte ich das jetzt?" Wichtig ist
zudem eine vernünftige
Zweitlösung
und etwas Misstrauen gegenüber moderner Vortragstechnik, damit
der
Vortrag nicht von der durchgebrannten Lampe eines Beamers,
einer
vergessenen oder defekten Diskette oder dem
leeren Laptopakku etc. sabotiert wird. Professionelle Referenten haben
zumindest als Reserve ein Handout und ein Konzept auf Papier und/oder
ein Backup der Präsentationsdatei auf einem zweiten
Speichermedium, so
dass sie trotzdem referieren können.
Beim Erstellen der Präsentation sollte man darauf achten, dass
man beim Layout
der Folien eine
vernünftige Kombination aus Schriftart,
-größe und
-farbe wählt, damit die projizierten Texte auch lesbar sind.
Rosa
Kursiv-Buchstaben auf violettem Hintergrund (dieses Beispiel ist nicht
erfunden!)
oder gelbe Schrift auf cremeweiß sind beispielsweise eine
extrem
schlechte Idee, insbesondere für
einen größeren, hellen Hörsaal.
Aufwändige Rahmen,
blinkender Text oder (insbesondere "unruhige") Hintergrundmuster
erschweren das Lesen
der Folien ebenfalls. Überblendeffekte, einschwebende
Textblöcke u.ä. sollten vermieden werden —
oder nur in Ausnahmefällen als besondere Hervorhebung dienen.
Text
nach und nach erscheinen zu lassen ist okay, damit die Zuhörer
beim Folienwechsel nicht immer den gesamten Text einer Folie auf einmal
zu sehen bekommen. Hüpfende, blinkende und anderweitig
animierte Textfragmente sind jedoch in 99%
der
Fälle unseriös und überflüssig.
Natürlich ist es auch bei computergestützten Vorträgen nicht weniger sinnvoll, ein Handout anzufertigen, sofern die Zuhörerzahl nicht zu groß ist. Wenn man es sich nun als Referent allerdings dann so leicht macht, einfach die Powerpointfolien auszudrucken, dann sollte man zumindest daran denken, dass die Ausdrucke groß genug sind, um sie noch entziffern zu können, und dass Angaben, wie sie im Kopf eines normalen Handouts zu finden sind, hier genauso hingehören wie die Bibliographie!
Das Referat sollte auch im Skript
eine klare
Gliederung haben, die sich auf dem Thesenpapier wiederfindet. Das Thema
des Vortrags sollte man zu Anfang exakt und explizit nennen
und
den Vortrag eventuell in den Zusammenhang des
Seminars / der Tagung / des
Faches / der Forschung einordnen. Wenn möglich, sollte man
einen "Aufhänger"
(oder: "Hingucker") verwenden, der ein Interesse am Thema weckt. Dies
ist auch sehr hilfreich, um Spannung schaffen und erhalten, z.B. indem
man den Zuhörern ein Problem stellt, das sie so nicht
erklären bzw. lösen können, das aber nach
dem Vortrag
für sie lösbar ist.
Wichtig ist, dass man regelmäßig einen Bezug zum Thesenpapier herstellt. Das hilft den Zuhörern, sich zu orientieren, und ggf. auch nach einer "Abwesenheit" wieder in den Vortrag "einzusteigen".
Die Visualisierung von Fakten (Grafiken, Karten, Tabellen sind oft anschaulicher als Text) und komplexere grafische Modelle kann man auch sukzessive aufbauen bzw. herleiten (an der Tafel / mit mehreren Folien), statt sie nur zu zeigen. Hat man mehrere Dinge auf einer Folie, so sollte man für den Moment irrelevante Dinge "ausblenden", also abdecken, um die Zuhörer nicht abzulenken oder zu verwirren.
Generell gilt für den Medieneinsatz, dass man ein Übermaß vermeiden soll; das heißt, dass man die Zuhörer nicht überfrachten soll und dass man nur Medien verwendet, die man auch beherrscht! Medien sollen Abwechslung schaffen und verdeutlichen, aber nicht vom Vortrag ablenken. Kein Medium ist so gut, dass es einen schlechten Vortrag kaschieren könnte!
Wichtig für das Gelingen des
Vortrags ist ein
gutes Zeitmanagement. Oft gibt es nämlich
für das Referat ein Zeitlimit, das man
einhalten muss. Dabei gilt zu
berücksichtigen, dass die Zuhörer oftmals
Zwischenfragen
stellen, aus denen sich durchaus längere Exkurse
entwickeln können. Daher sollte man einen kurzen und einen
langen
Schluss einplanen, also sogenannte Streichpassagen
in den Text
einbauen, die man bei knapper Zeit problemlos weglassen kann und nur
dann vorträgt, wenn genügend Zeit dazu da ist.
Generell sollte man
keine unnötigen Wiederholungen bringen, wichtige Aussagen und
komplexe Sachverhalte jedoch dürfen ruhig ein zweites Mal
aufgegriffen werden. Mit etwas Erfahrung weiß man, wie viele
Minuten man pro Skriptseite braucht, dann kann man auch
abschätzen, wie viel der Streichpassage(n) man aufgreifen oder
weglassen muss, um im Zeitplan zu bleiben.
Als Referent muss man stets berücksichtigen, dass das Publikum i.d.R. nicht den selben Wissensstand hat, wie man selbst, da es die zugrundeliegende Literatur nicht rezipiert hat — also muss man auf Nachfragen vorbereitet sein und Antworten parat haben. (Zum Teil und je nach Referatsthema hat auch der Dozent gar nicht mehr Sachwissen zum Thema als die Zuhörer oder die Referenten!)
Bei manchen Referaten in Seminaren
bietet es sich an,
abschließend Anwendungsbeispiele zu
bringen, einen
Praxisbezug herzustellen oder eine praktische Anwendungsübung
zu
machen. So zeigt sich nicht nur, ob die Zuhörer das Thema
verstanden haben, sie können zudem auch das erworbene Wissen
umsetzen und ggf. Theorien auf konkrete Fälle
beziehen und in
der Anwendung überprüfen. Gerade bei sehr
"abgehobenen" oder komplexen
Themen kann man hiermit eine gewisse "Rechtfertigung durch Nutzen"
erwirken. Nebenbei kann man hiermit auch den Vortrag abrunden,
indem man ein initial gestelltes Problem (den "Aufhänger" vom
Anfang des Referats) nun durch das Publikum lösen
lässt. Dies erhöht auch den Lerneffekt,
und der vorgetragene Stoff wird besser behalten.
Wichtig ist, dass man seinen Text mit
sicherer Stimme und in verständlicher, angemessener Lautstärke
wiedergibt. Wer in seinen Skriptstapel (oder den Powerpoint-Bildschirm)
spricht, wird schlecht verstanden. Vor allem wenn man Tafelbilder oder
Projektionen kommentiert, sollte man tunlichst vermeiden, vom Publikum
weg zu sprechen, sofern man kein Mikrofon hat. Es ist besser, mit einem
Stift auf der Folie selbst bzw. mit dem Mauszeiger auf dem
Bildschirm
zu zeigen, als sich von den Zuhörern wegzudrehen.
Auch die beste Vorbereitung ist sinnlos, wenn man
seinen Zuhörern das Zuhören schwer macht. Dieses
Problem
vermeidet man durch ein sicheres und moderates Auftreten
(nicht
völlig verschüchtert aber auch nicht
überheblich, nicht
gelangweilt und nicht übereifrig; allzu freizügige,
legere oder
auffällige Kleidung erweckt den Eindruck, man wolle dadurch
von einem
schlechten Vortrag ablenken).
Zu einem sicheren Auftreten gehört
beispielsweise, dass man den dargestellten Stoff verstanden hat und
dass man ihn strukturiert und möglichst im freien
Vortrag präsentiert. Selbstverständlich
sollte man sich Stichpunkte
notieren, doch generell ist es besser, den Vortrag spontan
ausformulieren. Dadurch reduziert man
die Sprechgeschwindigkeit automatisch so, dass die
Zuhörer
auch mitdenken können. Zitate oder komplexere Inhalte sollte
man
sich ruhig komplett vorformulieren bzw. als vollen Text ins Skript
aufnehmen, damit sie nicht durcheinander
geraten. Für den gesamten Vortrag gilt, dass man auf die sprachliche
Wohlgeformtheit achten und unnötige
Füllwörter ("äääh",
"halt", "und dann... und dann...",
"jaaaaaa....")
sowie Vulgär- und Slangausdrücke (sofern sie nicht
Gegenstand des Vortrags sind, wo man sie gerade nicht mit "ähem...
na Sie wissen schon..." ersetzen darf) vermeiden sollte. Es
ist von Vorteil, durchdachte Anfangs- und
Schlusssätze parat zu haben. "Also, ich
habe das Referatsthema XY, und ... ehm... also... ich fang' dann mal
an..."
schläfert die Zuhörer garantiert ein, bevor der
Vortrag
überhaupt richtig beginnt. Ebenso wird auch der beste Eindruck
zunichte gemacht durch Schlussformeln wie "Joah, das war's
dann so in etwa, glaub' ich."
Wenn ein fremdsprachiger Text die Grundlage des Referats ist, neigt oft man dazu, Fachbegriffe oder idiomatische Formulierungen unübersetzt (oder wortwörtlich übertragen) in den Vortrag zu übernehmen. Dies sollte man so gut es geht vermeiden, um den Zuhörern das Verstehen nicht unnötig zu erschweren bzw. um nicht unfreiwillig komisch zu wirken. (Nicht jeder Zuhörer hat die gleichen Sprachkenntnisse wie der Referent!). Fremdsprachige Beispiele sollte man analysieren bzw. erklären können, auch wenn man die betreffende Sprache selbst nicht spricht. Ein nicht verstandenes und/oder unkommentiertes Beispiel wirft stets mehr Fragen auf, als es beantwortet.
Beim freien Vortrag kann und sollte man
möglichst den Blickkontakt
zum Auditorium wahren. Dabei sollte man sich nicht auf eine Person (den
am eifrigsten Nickenden, den Dozenten, den besten Kumpel)
konzentrieren, sondern
versuchen, den Blick durch die Reihen wandern zu lassen. So grenzt man
niemanden optisch aus und man sieht schnell, ob es Fragen
oder Wortmeldungen gibt, und ob einem
überhaupt noch zugehört wird. Dies dient der Rückkopplung
mit dem Publikum: Haben
Sie alles verstanden? Haben Sie noch
Fragen? Neben dem Augenschein darf man auch ruhig explizit
nachhaken,
ob es Fragen gibt. Oft trauen sich die Zuhörer nicht, von sich
aus
den Referenten zu unterbrechen. Diese Rückkopplung sollte der
Referent daher nicht erst am Ende, sondern auch schon nach
längeren Sinnabschnitten einplanen. Viele
Fragen geraten
sonst in Vergessenheit, und ein verwirrter Zuhörer "klinkt
sich
aus", wenn er nicht mehr folgen kann. Von Zwischenfragen
sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Verständnisfragen
sollte man direkt beantworten. Unangemessene, vorwegnehmende, oder zu
sehr ins Detail gehende Fragen
sollte man (stets sachlich) zurückstellen, um sie im weiteren
Verlauf des Vortrags oder in der anschließenden Diskussion
aufzugreifen. (Profis schreiben sich solche Fragen auf, um sie zu
gegebener Zeit wieder ansprechen zu können.)
Im Gegensatz zum Referenten müssen die Zuhörer den Stoff nicht nur optisch und akustisch wahrnehmen, sondern auch zugleich denkend verarbeiten. Dabei hilft man ihnen, indem man deutlich und nicht zu schnell spricht. Es passiert bei ausformulierten Referaten und insbesondere aufgeregten Referenten sehr leicht, dass man viel zu schnell und undeutlich spricht. Wichtige Passagen und Zitate darf man gern einmal diktieren oder wiederholen, besonders dann, wenn sie sich nicht auf dem Thesenpapier oder auf einer Folie wiederfinden.
In seinem Vortragsskript sollte man die
Einbettung
von Medien und die Bezugnahme darauf bzw. zum Thesenpapier explizit
einplanen,
indem man sich "Regieanweisungen" an den
entsprechenden Stellen
vermerkt. In der Aufregung vergisst man sonst nachher noch die
interessanteste Folie!
In manchen Fällen (v.a. auf Konferenzen oder bei Seminaren in großen Hörsälen) muss man in ein Mikrofon sprechen. Auch hierfür gilt, dass man sich zunächst von der Funktionstüchtigkeit des Geräts überzeugt, bevor man loslegt. Hierzu gehört auch, dass man den richtigen Abstand zum Mikrofon auslotet und darauf achtet, dass man mit gleichmäßiger Lautstärke und gleichbleibendem Abstand zum Mikrofon spricht. Wenn andere unterstützende Technik (Simultan- oder Konferenzanlage, Mitschriften-Bildschirm oder Teleprompt, Aufzeichnungs- und Wiedergabetechnik, etc.) verwendet bzw. der Vortrag mitstenografiert, aufgezeichnet oder gedolmetscht wird, sollte man sich als Vortragender rechtzeitig von den entsprechenden Personen die damit verbundenen besonderen Anforderungen erklären lassen und z.B. mit dem Dolmetscher während des Vortrages regelmäßig Blickkontakt aufnehmen.
Neben der Vortragsweise
ist auch der Standort
entscheidend:
Hat man kein mobiles Mikrofon, ist man ohnehin auf einen kleinen
Bewegungsradius festgelegt. Bei mobilen Mikrofonen besteht die Gefahr,
dass man Lautsprechern zu nahe kommt und unangenehme
Rückkopplungen verursacht. Auf keinen Fall sollte man
natürlich im Lichtkegel eines Projektors stehen. Aber auch an
anderen Standorten sollte man sicher gehen, nicht die Sicht auf
eingesetzte Medien zu blockieren. Wenn man mit/über
Gebärdensprache, Mimik, Gestik etc. referiert, sollte man
seinen
Standort so wählen, dass einen das Publikum ungehindert sehen
kann.
Für einen guten
Gesamteindruck ist neben den Inhalten
und der Vortragsweise auch die Körpersprache
wichtig.
Wer sich hinter seinem Skript oder dem Projektor "versteckt" oder die
ganze Zeit nur verschämt auf den Boden oder aus dem Fenster
blickt, erweckt keinen sicheren Eindruck. Andererseits wirkt man
schnell überheblich, wenn man die Hände in die
Hosentaschen
steckt oder die Arme vor der Brust bzw. die Hände hinter dem
Rücken verschränkt. Erhobene Zeigefinger sind nur
für
Karikaturen geeignet! Wer allzu nervös ist, sollte sich an
etwas
"festhalten" können. Dies kann die Tischkante (oder der Rand
des
Rednerpultes) sein, die Papiere des Vortragsskriptes, ein Zeigestab
oder auch ein Stift. Auf keinen Fall sollte man mit dem "Halt"
nervös herumspielen (besonders "beliebte" Ticks:
ständig den
Kugelschreiber lautstark drücken, den Stift über die
Finger
rotieren lassen oder mit dem Finger die Haare aufrollen).
Man muss als Referent auf inhaltliche und weiterführende Fragen (durch Zuhörer und Dozent) vorbereitet sein, also die verwendeten Fachbegriffe und geschilderten Sachverhalte kennen und die verwendete gelegte Literatur möglichst zur Hand haben. (Im Idealfall mit vorbereiteten Lesezeichen an den "Problemstellen" und Kernaussagen.)
Gibt es keine inhaltlichen Fragen, so
kommt doch
zumeist ein sachliches / inhaltliches Feedback aus
dem
Auditorium. Hierfür sollte man Stift und Notizpapier bereit
halten: Besonders, wenn man eine schriftliche Arbeit zum
referierten Thema schreibt bzw. plant, sollte man wichtige Kritikpunkte
oder Anregungen
notieren. Soferbn möglich, sollte man sich auch dazu
notieren, wer welche Anmerkung gemacht hat: wenn die Ausarbeitung
publiziert werden soll, ist es guter Stil, Kommentatoren namentlich zu
erwähnen, sofern ihre Kommentare einen EInfluss auf die
inhaltliche Gestaltung des Textes hatten, außerdem kann man
so bei Bedarf auch später noch gezielt nachfragen oder weiter
diskutieren.
Neben dem sachlichen Feedback kann dem
Referenten auch
eine persönliche Antwort zuteil werden, die nicht das Thema,
sondern eher den Vortrag an sich zum Gegenstand hat. Dieses externe
Feedback sollte der Referent abgleichen mit dem eigenen erlebten
Eindruck des Vortrags, denn zur Nachbereitung des Referates
gehört auch die selbstkritische Analyse
— diese ist schließlich der erste
Schritt auf dem Weg zum nächsten guten (oder: besseren)
Referat. Ähnlich wie im Sport gilt auch hier das Motto: "Nach
dem
Vortrag ist vor dem Vortrag!". Man weiß ja zumeist,
was einen an anderen Referaten begeistert oder stört.
Nach dem eigenen Vortrag sollte man sich fragen, ob man diesen eigenen
Ansprüchen gerecht werden konnte, bzw. wie man dies bei
weiteren
Vorträgen noch besser erreichen kann.
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass man
verwendete
Materialien auch wieder mitnimmt, bzw. überzählige
Handouts
selbst entsorgt (es sei denn, sie werden gesondert gesammlt, z.B. bei
Konferenzen), ggf. eingeschaltete Geräte wieder ausschaltet
und
allgemein dazu beiträgt, dass Vortragsraum und -technik in
einem
Zustand sind, bleiben oder wieder in einen solchen versetzt werden, wie
man sie selbst vorfinden möchte!
Viel Erfolg !!!
© Erstellt 1997-2022 Jan
Wohlgemuth, All rights reserved.
Zuletzt geändert: 29. August 2022
Erstmals erstellt: 05. Mai 1997
*)
Dieser Text basiert auf einer stichwortartigen Vorlage, die Dr. Carola
Bischoff (seinerzeit:
Dipl.-Geogr. Carola Fritsch) vom Institut für Geographie der
WWU Münster in ihren
Seminaren verwendet und mir freundlicherweise zur Verfügung
gestellt hat.
Ich danke meinen Tutoriums- und Seminarteilnehmern und meiner Kollegin Dr. Viola
Voß M.A. für die Korrekturen und
Ergänzungen.